Der SEWA Burkina Jahresrückblick aus der Sicht der Praktikanten
Das Ende eines ereignisreichen Jahres kommt natürlich auch in Burkina Faso nicht ohne Rückblick aus. Besonders das letzte Viertel von 2014 hatte es in sich. Der Beginn des Praktikums im September bzw. Oktober von Barbara und Jens hätte besser nicht sein können. Unsere Vorgänger Jan und Keno haben uns ein ordentliches Netzwerk an guten Bekanntschaften, Freunden und Nachbarn hinterlassen. Das war für das Einleben schon ein enormer Vorteil.
Die Arbeit vor Ort wurde noch gemeinsam vorgeplant, auch wenn wir die meisten Ortsnamen der anstehenden Besichtigungen und Solarinstallationen noch nicht mal aussprechen, geschweige denn uns merken konnten. Die ersten Wochen im Oktober wurde dann das SEWA-Büro zum Messlabor für die anstehenden Aufgaben umfunktioniert. Die Analyse unserer Solarsysteme samt Laderegler, Batterien und Photovoltaikmodule sollte uns in die Lage versetzen, die auftretende Überschussenergie zur Aufladung von Mobiltelefonen zu verwenden.
Windmessungen in der Sahelzone
Die erste Reise nach Pathiri zum Austausch der Batterien unserer Windmessstation stand Mitte Oktober an. Von dem Wasserturm, an dem unsere Anlage befestigt ist, hatte man eine wunderbare Aussicht über die Region. Die Sahelzone besteht zu weiten Teilen aus flachem Land und von exponierten Orten aus kann man kilometerweit in die Ferne schauen. Das weist aber auch schon auf die Herausforderung hin, einen geeigneten Standort zur Windenergienutzung zu finden. Die gewonnenen Messdaten aus knapp einem Jahr lassen den wirtschaftlichen Betrieb einer Windenergieanlage hier nicht zu – so ist das mit der Wissenschaft. Daher wird unsere Suche nach einem weiteren potentiellen Standort für Messungen in der Region um Banfora an der Grenze zu Mali im nächsten Jahr fortgesetzt.
Vorbesuch der Grundschule in Baskoudré
Nach der Rückkehr aus Pathiri konnten wir noch einen Vorbesuch in einer Schule in Baskoudré machen. Mit dem Direktor verbindet uns seither eine enge Freundschaft, sodass er uns zum Kulturfest nach Korsimoro einlud. Das waren die ersten Eindrücke der traditionsreichen afrikanischen Kultur mit Tänzen, Gesang, Vorträgen, Handarbeiten und einer Theatervorstellung am Ende des Abends.
Die Arbeit von SEWA in aller Munde
Während des Mittagessens wurde dann deutlich, wie sich unsere Arbeit verbreitet. Ein Schuldirektor aus einem Nachbarort sprach uns an, ob wir denn nicht auch in seiner Schule vorbeischauen können. Wir gaben ihm die Nummer unseres burkinischen Kollegen und einen Monat später trafen wir uns bereits mit den Elternvertretern, Lehrern und dem Dorfältesten. Seitdem warten Baskoudré und Taonsgo auf Spenden, um die Beleuchtung der Klassenräume im Jahr 2015 durchführen zu können.
Die Burkinabé gehen gegen eine Verfassungsänderung auf die Barrikaden
Ende Oktober fanden wir uns dann inmitten eines Volksaufstandes gegen eine Verfassungsänderung wieder. Das traf uns zwar nicht unvorbereitet, vor unserer Ausreise waren wir uns bereits darüber im Klaren, aber es war durchaus eine Phase der Ungewissheit. Es wurde auch die Ausreise diskutiert, aber da die deutsche und französische Botschaft keine entsprechenden Empfehlungen gaben, blieb dieser Notfallplan in der Schublade und wir während der heißen Phase der Revolution in unserem Stadtviertel. Die Grenzen waren ohnehin abgeriegelt und eine nächtliche Ausgangssperre in Kraft.
So erlebten wir die Flucht des seit 27 Jahren im Amt befindlichen Präsidenten Blaise Compaore samt seines Clans. In der anschließenden Phase war unklar, wie das Militär agieren würde, aber es kam nicht zu weiteren Ausschreitungen. General Zida erklärte sich zum vorübergehenden Staatschef und ist derzeit auch Premierminister bis zu den regulären Wahlen im November 2015.
Die Ausgangssperre wurde auf angenehmere Zeiten von 0–5 Uhr verschoben – man witzelte, dass die Frauen der ehemaligen Minister während dieser Zeit ungestört ihre üppige Garderobe außer Landes schaffen würden.
Wiederaufnahme der Reisetätigkeiten
Und am 17.11.2014 stand dann eine Übergangsregierung fest und damit auch die Wiederaufnahme der Arbeiten für SEWA. In den darauf folgenden Wochen wurde die Krankenstation in Rakaye, sowie die Grundschulen von Gambo A und Issiri-Yaoghin mit unseren Anlagen ausgestattet. Eine spannende Zeit für uns, bei den ersten Solarinstallationen mit Hand anlegen zu können.
Das sind gleichzeitig die ersten Anlagen, mit denen wir tagsüber bei voller Batterie die Überschussenergie nutzen, um Handys aufzuladen. Dazu haben wir unterschiedliche Reglertypen eingesetzt und untersuchen derzeit die ersten Messergebnisse. Das Projekt läuft laut Nutzerbefragung sehr gut und sowohl medizinisches Personal als auch die Lehrer sind sehr zufrieden mit dieser zusätzlichen Arbeitserleichterung, denn die nächste Steckdose ist ja oft einige Kilometer entfernt.
Ein großes Dankeschön und eine schöne Weihnachtszeit!
In den kommenden Tagen werden wir erfahren, wie sich Weihnachten bei über 30°C anfühlt. Auf diesem Wege möchten wir uns im Auftrag aller Eltern, Lehrer, Kinder, Ärzte, Krankenschwestern und -pfleger und Patienten für die Unterstützung und Verbesserung der Versorgung bedanken und euch gleichzeitig ermutigen, anderen von unserer Arbeit zu berichten.
Denn ohne Euch könnten wir hier nur sehr wenig ausrichten, bei unserer Arbeit zur Erhöhung der Bildungschancen und Verbesserung der gesundheitlichen Situation der Ärmsten und Jüngsten hier in Westafrika.
Gesegnete und besinnliche Weihnachten und kommt gut in das neue Jahr!
Barbara und Jens